Ein Kinderbuch zum Thema Amputation
Wie erkläre ich meinem Kind, dass ich jetzt amputiert bin? Dass mein Körper plötzlich anders aussieht? Dass man manche Dinge jetzt anders machen muss? Warum Papa jetzt so komisch geht oder sich Mama’s Hand auf einmal so hart und kalt anfühlt?
Diese Fragen stellte sich auch Matthias Wagner, als damals das Schicksal zuschlug und sein Bein amputiert werden musste. Er hat die Erlebnisse mit seinen Söhnen in einem Buch verewigt, das allen Eltern mit Amputation Mut machen und aufzeigen soll, dass Kinder mit dem Thema erstaunlich gut umgehen können.
Matthias, wie bist du auf die Idee gekommen, ein Kinderbuch zu dem Thema zu schreiben?
Nach vielen Jahren der Krankheit, hatte ich mich entschieden, mein linkes Bein amputieren zu lassen, um einfach wieder mobil, schmerzfrei und sportlich aktiv zu sein. Da unsere Kinder zu diesem Zeitpunkt noch beide sehr jung waren und durch die vielen Jahre der Operationen und Krankenhausaufenthalte Symptome eines seelischen Traumas aufwiesen, haben wir Hilfe bei einer Vielzahl von Psychologen gesucht, die alle ratlos waren und nicht wussten, wie man uns helfen kann, ein Kind darauf vorzubereiten. Also haben wir unsere eigenen Erfahrungen aufgeschrieben.
Worum geht es in deinem Buch?
Das Buch erzählt die Geschichte des kleinen Till, der die Krankengeschichte seines Vaters über viele Jahre begleitet. Till ist oftmals in Sorge um seinen Vater und versteht nicht, warum es ihm trotz vieler Versuche der Ärzte nicht besser geht. Als dann bei seinem Vater die Amputation ansteht, erklären ihm seine Eltern, welche Möglichkeiten die moderne Prothetik bietet und zeigen ihm, dass durch eine Amputation das Leben nicht aufhört, sondern lediglich anders und manchmal auch aufregender wird. Dabei werden auch die lustigen Seiten im Prozess des „laufen Lernens“ nicht außer Acht gelassen. Till begleitet jeden Schritt seines Vaters in dessen neues Leben und entdeckt, dass viele Dinge, die vorher unmöglich schienen, plötzlich doch funktionieren.
Wie hat deinen Söhnen das Buch gefallen?
Meine Söhne waren beide sehr froh über das Buch. Da wir einige Exemplare an ihre Schule gespendet haben, um auch dort Vorurteile abzubauen, hörte schlagartig das Mobbing aufgrund meiner Behinderung auf und einige Eltern, die eine eher abgrenzende Haltung zu Menschen Behinderung hatten, änderten in gewisser Hinsicht ihre Sichtweise. Außerdem ist es für Kinder wirklich spannend, aktiv an der Entstehung eines Buches mitwirken zu dürfen.
Was möchtest du anderen Betroffenen mit Kindern noch sagen?
Kinder verstehen mehr, als man ihnen oftmals zutraut. Nehmt sie so weit wie möglich mit. Bindet sie in Entscheidungsprozesse ein und lebt ihnen die Toleranz vor, die ihr als Mensch mit Handicap auch erwartet. Lasst sie Dinge kindlich entdecken und Fragen stellen. Noch heute freue ich mich, wenn Kinder kommen und Fragen stellen, statt von ihren Eltern weggezogen zu werden, mit den Worten „schau da nicht hin. So etwas fragt man nicht …“ Denn nur so lernen Kinder durch Fragen und Erleben. Wenn ihr euch manchmal selbst nicht so ernst nehmt, nehmt ihr euren Kindern viel Angst.
Für alle, die Interesse haben ihren Kindern, Enkeln, Neffen, Nichten, etc. das Thema Amputation auf spielerische und kinderfreundliche Weise näher zu bringen, ist das Buch von Matthias hier erhältlich:
Neben seinem Job als Reporter und Autor ist Matthias auch sportlich vielfältig unterwegs: Stand-Up-Paddling, Sportschießen und Mixed-Marterial-Arts sind nur ein paar seiner Leidenschaften. Ihr wollt mehr darüber erfahren? Dann folgt Matthias und seiner Amputee Outdoor Action doch auf Instagram: https://instagram.com/amputee_outdoor_action?igshid=MzNlNGNkZWQ4Mg==