Silke

Therapien gegen Phantomschmerzen

Spiegeltherapie

Spiegeltherapie ist die meistgenannte Therapieform für Phantomschmerzen. Dabei stellt man sich einen großen tragbaren Spiegel zwischen die Beine – und zwar so, dass sich die „gesunde“ Seite spiegelt. Man konzentriert sich nur auf das Spiegelbild, während man einfache Kreis- oder Tippbewegung mit dem Arm/Bein macht. Dadurch soll das Gehirn verarbeiten, dass noch beide Seiten vorhanden sind und somit keine Schmerzausschüttung notwendig ist.
Es hilft nicht bei akuten Schmerzen, kann aber in der Langzeit-Behandlung die Schmerzen sehr verringern oder vertreiben. Viele Amputierte haben damit erfolgreich ihre Schmerzen bekämpft.

TENS

TENS steht für transkutane (über die Haut empfangene) elektrische Nervenstimulation.
Es werden zwei bis vier Elektroden auf die Haut geklebt. Zwischen diesen strömt elektrische Spannung, die ein Kribbeln oder Pochen auslöst. Kann etwas unangenehm sein, aber nicht schmerzhaft. Hilft auch wenn man es bei akuten Phantomschmerzen (z.B. Gewitter) benutzt und lindert sofort die Schmerzen. Auch für Menschen, die chronische Schmerzen haben kann durch das TENS eine Minderung des Schmerzlevels erreicht werden. Dafür muss man es aber mehrmals die Woche anwenden. 

Akupunktur

Akupunktur ist eine bekannte Therapie für alle Schmerzen, nicht nur Phantomschmerzen. Je nachdem wo die Schmerzen sitzen werden kleine Nadeln in die Haut (meistens ins Ohr, aber auch direkt auf den Stumpf) gesteckt. Der Vorgang ist nicht schmerzhaft, kurz wie eine Spritze, und dann spürt man fast nichts mehr. Die Nadeln bleiben einige Stunden im Körper bis sie sich von selbst lösen.

Wärmetherapie

Wärmetherapie erfolgt mit Pflastern, die mit Capsaicin-Extrakt (die Schärfe aus Chili) bestrichen sind. Im Gegensatz zur Capsaicin-Salbe, die man in der Apotheke bekommt dürfen die Pflaster nur in Anwesenheit eines Arztes angelegt werden, da sie sehr viel kräftiger sind. Die Stelle, an der die Pflaster liegen wird durch die Schärfe auch sehr rot und empfindlich – ähnlich wie bei einem schweren Sonnenbrand. Daher sollte man nach der Behandlung sofort Kühlen.
Obwohl die Therapie oft sehr wirkungsvoll ist, ist sie nicht sehr beliebt, da man die Prothese dann mind. einen Tag (meistens 2-3 Tage) aufgrund der „Verbrennung“ nicht tragen kann. Also wenn diese Therapie infrage kommt, sollte man die nachfolgende Regenerationszeit miteinrechnen.

Hypnose

Eines vorab: Hypnosetherapie funktioniert nur bei jenen, die diesem Thema offen und positiv gegenüberstehen. Man braucht dafür einen Fachmann/eine Fachfrau, die diese Therapie durchführt. Diese muss bei chronischen (Phantom-) Schmerzen wöchentlich wiederholt werden, damit ein Effekt eintritt. Man hört immer wieder, dass die Hypnosetherapie bei einigen funktioniert, bestätigte Fälle oder Studien gibt es dazu aber nicht.

Bei akuten Schmerzen hilft Selbsthypnose/Meditation allerdings sehr gut. Da können viele Amputierte bestätigen. Beginnend mit einfachen, konzentrierten Atemübungen bis zu tieferer Meditation hilft alles gegen akute Phantomschmerzen. Der „Trick“ dahinter ist, sich auf etwas anderes als die Schmerzen zu konzentrieren. Diese werden dadurch nach und nach komplett ausgeblendet (dauert je nach Schmerz-Intensität ev. ein paar Minuten). Bei starken Schmerzen ist es allerdings schwer, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Aber wenn man es schafft, dann ist man solange man sich konzentriert und meistens noch einige Zeit lang danach (fast) schmerzfrei.

Lasertherapie

Dabei wird die betreffende Region mit einem milden Laser bestrahlt, der bis in die unteren Regionen eindringt. Dadurch wird die Durchblutung angeregt und die Schmerzerzeugung verringert.

Ultraschall-Therapie

Dabei werden mittels eines speziellen Geräts Ultraschall-Wellen durch die betroffene Region geschickt. Durch die Vibration und Wärmebildung steigert sich Durchblutung und die Schmerzerzeugung wird verringert. Zudem wird eine solche Therapie mittlerweile auch bei Wundheilung und innen liegenden Verletzungen (z.B. Sehnenriss) oft angewendet. 

Röntgenstrahlen-Therapie

Durch ein spezielles Röntgengerät werden schwache Röntgenstrahlen durch das Gewebe geschickt, die Entzündungen eindämmen und Schmerzen bekämpfen. Während der Schmerz in den ersten Tagen nach der Bestrahlung noch zunehmen kann, kommt es danach zu einer Linderung der Beschwerden. Wie viele Therapien ist es eine andauernde Behandlung, man braucht also mehrere Bestrahlungen, um einen Effekt zu erzielen.

Weitere Möglichkeiten die Phantomschmerzen zumindest zeitweilig zu verringern sind:

Kompressen/Liner/Alufolie

Bei vielen Amputierten wird durch das Tragen von Liner/Kompressionsstrümpfen der Schmerz verringert, während der Druck bei anderen den Schmerz erst auslöst. Daran sieht man, welche Unterschiede vor allem im Bereich Phantomschmerzen bestehen.
Trotzdem helfen bei vielen vor allem spezielle Liner mit Alufäden (manche wickeln sich auch eine ganze Rolle Alufolie um den Stumpf) gegen die Schmerzen.
Der Hintergedanke dabei ist, dass die Theorie besteht, dass das Erdmagnetfeld die Phantomschmerzen verstärken soll – und durch den Metallanteil in der Alufolie wird ein Schutz dagegen aufgebaut.

Wärme/Kälte

Ein heißes Bad, eine kalte Dusche oder Wärmflaschen/Kühlakkus können die Schmerzen beeinflussen. Da wieder ein Reiz von außen kommt konzentriert sich der Körper auf diesen und die Phantomschmerzen werden weniger.
Aber bitte Vorsicht: Gerade bei Oberschenkel-Amputierten kann es bei Kühlakkus sehr schnell passieren, dass man sich eine heftige Blasenentzündung holt.

Ablenkung

ist meistens die beste Methode gegen die Schmerzen. Wenn man sich komplett in die Arbeit/in ein Hobby stürzt (sollte allerdings hohe Konzentration erfordern), dann werden die Schmerzen eine Zeit lang ausgeblendet. Leider kommen sie dann oft nach Beendigung der Tätigkeit wieder.

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